Aus Tagblatt St. Gallen, Ursula Ammann
Die Wittenbacherin Laura Di Manno hat ein Kinderbuch über den Klimawandel geschrieben und dieses eigenhändig illustriert. Ihre Botschaft: Selbst die Kleinen können etwas für die Umwelt tun.
Der junge Eisbär Eddy und das Pinguinmädchen Paula treiben auf einer Eisscholle hinaus aufs Meer. Nicht, weil sie das Abenteuer gesucht hätten. Nein, vielmehr, weil sich der Boden unter ihnen wegen der Erderwärmung vom dicken Eismassiv gelöst hat. Die beiden Tierkinder geraten hinaus in die offene See und entfernen sich immer mehr von ihrem Zuhause, wo sie mit ihren Eltern lebten.
So beginnt die Geschichte, die Laura Di Manno geschrieben und illustriert hat. Die 17-Jährige, die nächste Woche 18 wird, ist die Verfasserin eines Kinderbuchs über den Klimawandel. Bei «Eddy und Paula retten ihre Welt» handelt es sich um die Maturaarbeit der Wittenbacherin. «Mir ist in den vergangenen Jahren der verschwenderische Umgang mit den Ressourcen aufgefallen», sagt Laura Di Manno. «Deshalb wollte ich mich einem Umweltthema widmen.»
Gleichzeitig sei es ihr aber auch ein Anliegen gewesen, etwas für Kinder zu schaffen, so die Maturandin mit Berufswunsch Primarlehrerin. Für ihr Buch ist Laura Di Manno kürzlich vom WWF, von der St.Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft und von der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft ausgezeichnet worden.
Die Idee entstand vor den ersten Klimademos
Mit ihrem Kinderbuch trifft Laura Di Manno den Nerv der Zeit. Die Idee dahinter ist aber entstanden, bevor die Schweizer Klimajugend auf die Strasse ging. «Meine Anfangspräsentation hielt ich zwei Wochen vor der ersten Demo», sagt Laura Di Manno, die an der Kantonsschule am Brühl ein Zusatzsemester in Pädagogik absolvieren wird. Sie selbst hat auch demonstriert – allerdings nur an Wochenenden. «Ich wollte nicht den Unterricht verpassen.»
Fast ein Jahr lang sass Laura Di Manno an ihrer Arbeit. «Anfangs hatte ich Bedenken, ob ich ein so komplexes Thema kindergerecht darstellen kann», sagt sie. Doch das ist ihr gelungen, wie ein Praxisversuch zeigte. Nebst dem Kinderbuch hat die Maturandin eine wissenschaftliche Arbeit verfasst. Die Forschungsfrage darin lautet, ob Kinder anhand einer selbstillustrierten Abenteuergeschichte die Folgen des Klimawandels verstehen.
Um das zu beantworten, hat Laura Di Manno ihr Buch einer Primarschulklasse vorgestellt. Anschliessend verteilte sie ein Blatt mit Verständnisfragen. Die 17-Jährige stellte fest, dass die Kinder die Thematik nachvollziehen konnten. Sie bemerkte aber auch, dass sich diese mit den Figuren in der Geschichte solidarisierten.
«Die Kinder bauten eine Beziehung zu den Tieren auf und waren motiviert, ihnen zu helfen.»
Das Happy End ist nicht selbstverständlich
Eisbär Eddy und Pinguin Paula erleben düstere Zustände. So geraten sie auf dem Meer in einen heftigen Sturm und werden dann auf eine Südseeinsel geschwemmt. Dort treffen sie auf Lucy, die Schildkröte. Von deren Grossmutter erfahren sie, dass Stürme eine Folge des Klimawandels sind und dass dieser verschiedene Gründe hat: sei es die grenzenlose Mobilität oder die Abholzung der Wälder. Auch auf der Insel gibt es nur noch einen lebenden Baum. In diesem liegt jedoch etwas Wunderbares verborgen: Zaubersamen. Die Tierkinder verteilen diese auf der Erde. Die Welt blüht wieder auf. Ein Storch bringt Eddy und Paula zurück zu den Eltern.
Ein Happy End war Laura Di Manno wichtig. Auch, weil sich ihr Buch an fünf- bis neunjährige Kinder richtet. Trotzdem ist ihre Botschaft klar: Damit alles gut bleibt, müssen die Erdbewohner etwas tun, egal, wie alt sie sind. Was sie selbst bewirken können, erfahren die Kinder auf den letzten Seiten. «Zentral war für mich, dass die Massnahmen für Kinder umsetzbar sind», sagt Laura Di Manno. So rät sie zum Beispiel dazu, den Schulweg zu Fuss zu gehen, statt sich von den Eltern fahren zu lassen.