Wasser – ein kostbares Gut
Montag, 18.15 – 19.45 Uhr, Univ. St.Gallen HSG, Raum 01-013
Weltweit haben über zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Mehr als zwei Drittel des verfügbaren Süsswassers werden für die Landwirtschaft verbraucht. In den kommenden Jahrzehnten wird der Wasserverbrauch in der Industrie und der Wasserbedarf für die Stromerzeugung steigen. Besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern wird es durch das Bevölkerungswachstum und die einhergehende Verstädterung zu Engpässen kommen. Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit zusätzlich. Intensität, Dauer und Verteilung der Niederschläge verändern sich. Hydrologische Extremereignisse wie Starkniederschlag und Trockenheit werden zunehmen. Die Wasserverfügbarkeit ist aber auch eine Frage der Wasserqualität. Nur sauberes Wasser ermöglicht eine gesunde gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung.
Die diesjährige Vortragsreihe der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft beleuchtet die Bedeutung des Wassers für den Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten über ihre Arbeiten zur nachhaltigen Wassernutzung in der Schweiz und rund um den Globus.
Unten sind die Kurzzusammenfassungen der Vortragsinhalte der kommenden Referate aufgeführt. Zudem sehen Sie Links zu den Referentinnen und Referenten, die auch Übersichten zu ihren Forschungsschwerpunkten, Projekten, Publikationslisten usw. beinhalten.
Bitte beachten Sie, dass die Universität St. Gallen entschieden hat, alle öffentlichen Vorlesungen als 3G-zertifizierte Events durchzuführen. Dies bedeutet, dass der Zutritt zu den Präsenzvorlesungen des öffentlichen Programms der Universität St. Gallen nur als getestete, geimpfte oder genesene Person möglich ist und das 3G-Zertifikat zusammen mit einem amtlichen Ausweis bei Einlass kontrolliert wird.
Es besteht eine generelle Maskenpflicht auf dem Campus und eine Beschränkung der Zahl der Teilnehmenden (max. 2/3-Besetzung des Hörsaals). Aufgrund des grossen Fassungsvermögens dieses Hörsaals sollte aber niemand abgewiesen werden müssen.
Wegen der Einlasskontrolle (Zertifikat) durch die HSG bitte ich Sie, spätestens 10 Minuten vor Vortragsbeginn beim Hörsaal einzutreffen.
4. Oktober, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Gletscherschwund in Zentralasien und seine hydrologischen Folgen
Prof. Dr. Wilfried Hagg, Professor für Geoinformation, Hochschule München
Hochschule München – Geoinformation – Prof. Dr. Wilfried Hagg (hm.edu)
Obwohl das Rückschmelzen der Gletscher ein globales Phänomen darstellt, weisen sowohl Ausmass als auch Folgen eine deutliche regionale Differenzierung auf. Auch in Zentralasien, wegen seiner ausgedehnten Gletscherflächen auch als „dritter Pol“ bezeichnet, verlaufen die Änderungen nicht völlig synchron. Auf lange Sicht werden sich die schrumpfenden Gletscher jedoch überall negativ auf die Wasserverfügbarkeit, vor allem während des Sommers, auswirken. Anhand ausgewählter Beispiele aus eigenen Forschungsarbeiten wird gezeigt, wie sich der Gletscherschwund im Tien Schan und im Pamir gestaltet und welche Konsequenzen er für Landwirtschaft, Ressourcenplanung und Politik mit sich bringt.
25. Oktober, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Vom Feld in Bach und Grundwasser: Pestizide und Schweizer Gewässer – Auswirkungen und mögliche Lösungsstrategien
Dr. Christian Stamm, Bodenhydrologe, Abteilung Umweltchemie der EAWAG, Wasserforschungsinstitut der ETHZ, Dübendorf
Mitarbeitende – Eawag
Der Beitrag erklärt, wie landwirtschaftliche Pflanzenschutzmittel in Oberflächen und Grundwasser gelangen, wie gross die Verluste und Konzentrationen sind und welche Beeinträchtigungen für die Umwelt damit verbunden sind. Anschliessend werden eingeleitete und weitere denkbare Massnahmen und Strategien zur Verbesserung der Situation diskutiert.
8. November, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Hoch- und Niedrigwasser in der Schweiz in einem wärmeren Klima
Prof. Dr. Olivia Romppainen-Martius, Professorin für Klimafolgenforschung am Geographischen Institut und Co-Leiterin des Mobiliar Lab für Naturrisiken am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern
Prof. Dr. Olivia Romppainen-Martius – Geographisches Institut (unibe.ch)
Das globale Klima wird sich zunehmend erwärmen, falls keine grossen internationalen Anstrengungen zur Reduktion unserer Treibhausgasemissionen gemacht werden. Die Erwärmung des Klimas hat grosse Auswirkungen auf die Abflüsse der Schweizer Gewässer. Szenarien erlauben es uns mit Modellen zu berechnen wie diese Änderungen aussehen könnten. Unter der Annahme einer Zunahme der Treibhausgasemissionen sehen wir folgende Auswirkungen. Schmelzende Gletscher, geringere Schneedecken und zunehmende Trockenheit im Sommer beeinflussen den die saisonale Verteilung der Abflussspitzen und Abflussminima. Die Abflussmengen nehmen in den tiefergelegenen Flüssen im Winter zu und im Sommer ab. In höher gelegenen Flüssen und Bächen nimmt die Abflussmenge im Sommer zu. Die kleinste Abflussmenge in den Flüssen tritt zunehmend im Sommer und nicht mehr im Winter auf.
15. November, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Wasserschlösser der Erde – Die Bedeutung der Gebirge für die globalen Wasserressourcen
PD Dr. Daniel Viviroli, Gruppenleiter Gebirgshydrologie in der Forschungseinheit Hydrologie und Klima am Geographischen Institut der Universität Zürich
UZH – Department of Geography – Staff
Die Bergregionen der Welt werden oft als „Wasserschlösser“ bezeichnet: Alle grossen Flüsse entspringen in Gebirgen, und in den Gebirgsregionen entstehen vielerorts überproportional grosse Abflüsse. Doch welche Bedeutung haben Gebirge für die Wasserressourcen der Tiefländer, und wie verändert sich diese Bedeutung unter sich wandelnden klimatischen, demografischen, wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Bedingungen? Der Vortrag widmet sich diesem Thema mit einer globalen Übersicht und einigen regionalen Beispielen, wobei insbesondere die Resultate neuer Modellrechnungen für den Zeitraum 1961– 2050 vorgestellt werden. Auf globaler Skala wird beleuchtet, dass Mitte dieses Jahrhunderts etwa 1.5 Milliarden Tieflandbewohner stark von Abflüssen aus den Gebirgen abhängig sein könnten – dies entspricht knapp einem Viertel der gesamten Tieflandbevölkerung. Eine wichtige Verbindung zeigt sich zudem zur Nahrungsmittelproduktion, wo gegenwärtig etwa ein Drittel der Bewässerungsflächen in den Tiefländern stark von Gebirgsabflüssen abhängig sind und gleichzeitig unter Übernutzung der lokal vorhandenen Wasserressourcen betrieben werden. Eine nachhaltige Entwicklung der Berggebiete ist unbedingt nötig, um deren wichtige Funktion als „Wasserschlösser der Erde“ in Zukunft sicherzustellen. Ebenso spielt Klimaschutz eine entscheidende Rolle, um zunehmend unvorteilhafte Veränderungen in Zeitpunkt und Menge der Gebirgsabflüsse zu verhindern.
29. November, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Wasser als knappes Gut: Von lokaler Wassernutzung zu virtuellem Wasserhandel
Prof. Dr. Ruth Delzeit, Professorin für globale und regionale Landnutzungsänderungen am Geographischen Institut der Universität Basel
Delzeit Ruth | Departement Umweltwissenschaften (unibas.ch)
Eine wachsende und im Schnitt wohlhabendere Weltbevölkerung lebt mit im Wesentlichen konstanten Wasserressourcen. Ihre Verfügbarkeit und Nutzung ist regional sehr unterschiedlich. In einer globalisierten Welt bewegen sich daher durch internationalen Handel von Gütern grosse Mengen an sogenanntem virtuellen Wasser. Die Nutzung von Wasser ist in vielen Regionen nicht nachhaltig, was sich aber bei dem Konsum vom Endprodukt nicht wiederfinden lässt. Im Vortrag wird diskutiert, wie der aktuelle Stand der Forschung in diesem Bereich ist, wie sich die Schweiz im «virtuellen» Wasser-System lokalisieren lässt und welche Schritte zu einem nachhaltigen Wassermanagement führen könnten.
13. Dezember, 18.15 – 19.45 Uhr, HSG, Raum 01-013
Wassernutzung als Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung: Traditionelle und innovative Ansätze einer nachhaltigen Wassernutzung
Prof. Dr. Thomas Breu, Direktor CDE, Centre for Development and Environment, Universität Bern
Prof. Dr. Thomas Breu – Geographisches Institut (unibe.ch)
Veränderte Wassernutzung ist sowohl Ursache als auch Folge des globalen Wandels und stellt zugleich ein zentraler Schlüssel für eine Nachhaltige Entwicklung dar. Die Wichtigkeit einer zukunftsorientierten Wassernutzung ist in der UNO Agenda 2030 zur Nachhaltigen Entwicklung prominent abgebildet. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Wasserzieles (SDG 6), mit seiner starken Vernetzung über alle 16 weiteren Nachhaltigkeitsziele (SDG), ist dabei der Fokus auf Wechselwirkungen mit anderen Zielen zu legen. Am konkreten Beispiel von internationalen Landnahmen (land grabbing) werden positive und negative Auswirkungen einer globalisierten Wirtschaft auf die Wasserressourcen aufgezeigt. Aus einer lokalen Perspektive werden traditionelle und innovative Ansätze einer nachhaltigen Wassernutzung aus verschiedenen Weltgegenden vorgestellt.
Leitung der Vortragsreihe ׀ Cornelia Bally, Lehrerin für Geographie und Ökologie an der Kantonsschule Heerbrugg