Bericht aus St. Galler Tagblatt, Katharina Brenner
Der Hauptpreis der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft für Maturaarbeiten geht in diesem Jahr an Kira Erb von der Kanti am Burggraben. Sie hat über erneuerbare Energien in Tansania geschrieben – und grosse Pläne.
Cheerleading passe eigentlich so gar nicht zu ihr, sagt Kira Erb. Die 18-Jährige sitzt in einem Geographie-Raum der Kanti am Burggraben. Auf dem Tisch liegt ihre Maturaarbeit, die sie in Geographie geschrieben hat. Erb hat die 62 Seiten inklusive Quellenangaben auf Englisch verfasst. «Weil einige meiner Gesprächspartner englisch sprachen und weil ich gerne auf Englisch schreibe», sagt sie.
Das Schuljahr 2013/2014 hat sie an einer Highschool in Michigan verbracht: mit Abschlussball, Abschlusszeremonie mit fliegenden Hüten und eben auch Cheerleading. «Der Sport ist so amerikanisch – da wollte ich unbedingt mitmachen.» Das Jahr sei eine tolle Erfahrung gewesen, die sie jedem nur empfehlen könne.
In ihrer Maturaarbeit hat sie sich nicht etwa mit den USA befasst, sondern mit den gesellschaftlichen und ökonomischen Einflüssen erneuerbarer Energien in Tansania. Die Arbeit trägt den Titel «The Sun will Never Stop Shining. The Wind Will Never Stop Blowing. The Impact of Renewable Energy on the Development in Tanzania».
Reisen ist ihre Leidenschaft
Die Jury der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft (OGG) hat Erb den diesjährigen Hauptpreis für Maturaarbeiten verliehen. Sie sagte in der Laudatio, die Arbeit genüge «sehr hohen Anforderungen wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens». Der Preis ist ein Interrail Global Pass, ein Zugticket, das in ganz Europa gilt. «Wahrscheinlich fahre ich damit im nächsten Sommer nach Skandinavien», sagt Erb. Der Preis passe sehr gut zu ihr – Reisen sei ihre grosse Leidenschaft.
Auf einer Reise entstand auch die Idee für ihre Maturaarbeit. Vor fünf Jahren besuchte Erb mit ihrer Mutter Tansania. Sie leitet eine PR-Agentur, der Vater ist Architekt. Die drei leben unweit der Kanti am Stadtpark. Seit der Reise treibe sie der Gedanke um, dass Solarenergie in Afrika grosses Potenzial haben müsste, sagt Erb. In ihrer Arbeit analysierte sie deshalb drei Projekte, die auf unterschiedliche Weise Solarenergie in Tansania fördern.
Wichtig in entlegenen Gebieten
Nachdem sie Aufsätze und Studien gelesen und Interviews mit Journalisten, Projektleitern und dem tansanischen Botschafter in Berlin geführt hatte, sei sie zu folgendem Fazit gekommen: «Gesamtgesellschaftlich spielen erneuerbare Energien kaum eine Rolle in Tansania, für das Leben der einzelnen aber durchaus, vor allem in den entlegenen Gebieten ohne Stromanschluss.» Sie denke, dass die Bedeutung auf beiden Ebenen zunehmen werde – allerdings sehr langsam.
Selbstbewusstes Auftreten
Erb spricht schnell und sicher, Wörter wie «makro- und mikroökonomisch» gehen ihr selbstverständlich über die Lippen. Es sei viel Arbeit gewesen, Ansprechpartner zu finden. Eine Scheu, mit Auslandskorrespondenten und Botschaftern zu sprechen, habe sie nicht gehabt.
Im September beginnt Erb ihr Maschinenbau-Studium an der ETH Zürich. «Weil Innovationen den Menschen am meisten helfen», sagt sie. Ihr sei es wichtig, Technik und gesellschaftliches Engagement zu verbinden. Das geschehe viel zu selten. Im Beruf möchte sie das später erreichen.
Doch jetzt muss sie erst einmal ihre Abschlussprüfungen an der Kanti schreiben. «Ich sollte mehr lernen, aber es ist so viel los zurzeit.» Zusammen mit anderen Schülern betreut Erb das Jahrbuch. Es umfasst Fotos, einen Rückblick auf die vergangenen vier Jahre und Awards wie «Grösster Schwänzer», die sich die Schüler gegenseitig verliehen haben. Trägt sie auch einen? Erb errötet ein bisschen. «Ich habe den zweiten Platz bei <Gossip Girl>.» Tratschtante also. Ist ihr das unangenehm? «Nein, das ist schon okay. Das weiss eh jeder.»
Träume verwirklichen
Die Abschlussfrage: Gibt es etwas, das in einem Porträt über Kira Erb nicht fehlen darf? «Mein Motto», sagt sie. «Es heisst: Dream until your dreams come true.» Es lohne sich, für seine Träume zu kämpfen. «Wer kämpft, erreicht sein Ziel», sagt sie. Das sei sehr amerikanisch, aber sie glaube fest daran. Der englische Satz hing in Michigan über ihrem Bett.