Bericht aus St. Galler Tagblatt, Christof Lampart
Alex Brandes hat für seine Maturarbeit einen Preis erhalten. Thema ist die Effizienz von Erdwärmesonden. Er habe nicht damit gerechnet, sagt der 18-Jährige.
Den Preis konnte Alex Brandes zu seinem eigenen Leidwesen nicht selbst in Empfang nehmen. Weilte er doch bei der militärischen Musterung. Im Januar wird Brandes nach Colombier in die RS als Aufklärer einrücken. Doch danach hat er genügend Zeit, das Interrail-Ticket, das er gewonnen hat, zu brauchen. «Ich werde wahrscheinlich im Sommer mit einem Freund auf die Tour gehen, doch konkret geplant ist noch nichts.»
Die Idee kam ihm in den Ferien
Dabei ist doch das konkrete Umsetzen von penibel geplanten Projekten eigentlich Alex Brandes grosse Stärke. Er ist schon jemand, der ganz gerne selbst einmal die Initiative ergreift. Da darf das Thema seiner Matura-Arbeit schon einmal ein bisschen weiter hergeholt sein. Denn die Idee, ein Werk mit dem Titel «Analyse und Vergleich einer Erdwärmesonden-Anlage mit einer Ölheizung am Beispiel eines Mehrfamilienhauses» zu verfassen, kam ihm 2015 während eines Urlaubs auf Island. «Dort hatte ich Gelegenheit, das grösste Geothermiekraftwerk der Welt ‹Hellisheiði› zu besichtigen, das jährlich bis 303 Megawatt Strom und 400 Megawatt thermische Energie produziert», sagt der 18-jährige. Nach der Besichtigung habe er richtig darauf gebrannt, mehr über die Art von Energiegewinnung zu erfahren.
Das Interesse an Umwelt- und Bauthemen wurde dem jungen Mann praktisch vom Vater in die Wiege gelegt. Er ist als Heizungsinstallateur oft mit diesem Heizsystem konfrontiert. «Der Umstand war für mich eine grosse Hilfe. Mein Vater konnte einschätzen, ob ich mich in die richtige oder falsche Richtung bewege», sagt Brandes. Zeitintensive Fehler habe er so vermeiden können. Ursprünglich war die Fragestellung nämlich eine andere. «Ich wollte zuerst zwei Länder vergleichen, doch ich realisierte gleich, dass das Resultat nur oberflächlich sein würde. Deshalb habe ich mich entschlossen, eine Arbeit über Erdwärmesonden, ein Teilaspekt der Geothermie, zu verfassen».
Erdwärme oder Erdbeben?
Für den angehenden ETH-Studenten ist die Geothermie aus mehreren Gründen völlig unbestritten eine Energiequelle der Zukunft. Die wichtigsten Gründe seien die klimafreundliche Wärmegewinnung, gefolgt von der praktischen Unbegrenztheit der Erdwärme und der Tatsache, dass dadurch die Preisschwan- kungen, denen heute die fossilen Energieträger ausgesetzt sind, somit sozusagen der Vergangenheit angehören dürften. Für eine im grossen Stil volkswirtschaftlich ökonomische Geothermie müsste man in unseren Breitengraden – im Gegensatz zu den Philippinen oder Island – jedoch tiefer bohren. Das würde zum einen die Kosten erhöhen und zum anderen das eigentliche Bohrrisiko durch seismische Aktivitäten, sprich Erdbeben.
Die Frage, was einen Bauherrn schliesslich günstiger zu stehen kommt – eine in der Entstehung teure Erdwärmesonde durch die Bohrung oder eine in der Anschaffung deutlich günstigere Ölheizung, hat Brandes für sich klar beantwortet. «Nach zwanzig Jahren hat die Ölheizung wegen der hohen jährlichen Ausgaben ihren anfangs grossen finanziellen Vorteil eingebüsst», hat Brandes errechnet. Anfangs habe er sich schon gewundert, wie teuer die Bohrungen seien. Doch er sieht noch einen weiteren gewichtigen Vorteil für eine Erdwärmesonde. «Der CO2-Fussabdruck ist bei der Ölheizung viel höher». Für ihn ist deshalb klar: «Wenn ich einmal ein Haus bauen sollte, dann überlege ich mir, ob und wie ich die oberflächennahe Erdwärme nutzen werde».
Da dies sicherlich nicht schon in den nächsten Jahren der Fall sein wird, sieht Brandes die Zeit für sich ticken. «Die Technologie wird in den nächsten Jahren sicherlich enorme Fortschritte machen. Und überall, wo Fortschritte erzielt werden, sinken die Preise. Damit können sich immer mehr Leute die Erdwärmesonden leisten.»